VCÖ: Verkehr verursachte im Vorjahr um über vier Millionen Tonnen weniger CO2

VCÖ: Ohne zusätzliche Maßnahmen droht 2021 starker Anstieg der CO2-Emissionen

Grafik: Zapfhahn auf weißen Hintergrund, aus welchem ein Tropfen Treibstoff tropft

VCÖ (Wien, 5. Jänner 2021) – Im Vorjahr wurden in Österreich um rund 1,8 Milliarden Liter weniger Diesel und Benzin getankt. Der CO2-Ausstoß des Kfz-Verkehrs hat damit im Jahr 2020 um über vier Millionen Tonnen abgenommen, macht der VCÖ aufmerksam. Mit rund 20 Millionen Tonnen hat der Verkehr sein Klimaziel für das Jahr 2020 zwar erreicht, aber von den Klimazielen für das Jahr 2030 ist der Verkehrssektor noch weit entfernt. Ohne zusätzliche Maßnahmen droht im Jahr 2021 wieder ein Anstieg der vom Verkehr verursachten Treibhausgase, betont der VCÖ.

Laut Fachverband der Mineralölindustrie wurden im Vorjahr um rund 1,8 Milliarden Liter weniger Diesel und Benzin getankt als im Jahr 2019. Die Reduktion des Spritverbrauchs infolge der Covid-19 Pandemie hat die Klimabilanz des Verkehrs verbessert. Der CO2-Ausstoß des Verkehrs ist im Vorjahr um über vier Millionen Tonnen auf rund 20 Millionen Tonnen zurückgegangen, informiert der VCÖ. Das Klimaschutzziel für das Jahr 2020 von höchstens 21,7 Millionen Tonnen wurde damit erreicht.

Der Treibstoffverbrauch ist aber nach wie vor hoch und war mit insgesamt 8,7 Milliarden Liter um rund eine Milliarde Liter höher als im Jahr 2000. Und trotz des Rückgangs lagen die CO2-Emissionen deutlich über den Klimazielen für das Jahr 2030. „Der Rückgang im Vorjahr war nicht die Folge von strukturellen Maßnahmen und von grundlegenden Verhaltensveränderungen. Damit droht im heurigen Jahr wieder ein massiver Anstieg der CO2-Emissionen, wenn keine zusätzlichen Maßnahmen umgesetzt werden“, warnt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.

Um die Klimaziele erreichen zu können, muss der zu erwartende Anstieg der Mobilität im heurigen Jahr klimaverträglicher sein als vor der Covid-19 Pandemie. „Die Klimakrise ist ein gemeinsames Problem, das wir nur gemeinsam lösen können. Viele Beispiele zeigen bereits heute, dass die klimaschädlichen Emissionen der Mobilität deutlich verringert werden können. So können beispielsweise Betriebe und Unternehmen durch betriebliches Mobilitätsmanagement einen großen Beitrag leisten, damit mehr Beschäftigte klimafreundlich zur Arbeit kommen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Das Potenzial von Homeoffice, Verkehr und damit Stoßzeiten und Staus zu reduzieren, ist auch künftig zu nutzen.

Die klimaschädlichen Emissionen sind in Österreich beim Bahnfahren laut Umweltbundesamt im Schnitt um 96 Prozent niedriger als beim Autofahren. Pro 1.000 Kilometer, die mit der Bahn statt mit dem Auto gefahren werden, werden im Schnitt fast 210 Kilogramm Treibhausgas-Emissionen vermieden, verdeutlicht der VCÖ.

Um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen, sind neben der Verbesserung des öffentlichen Verkehrsangebots insbesondere in den Regionen, dem Ausbau der Rad-Infrastruktur und der rascheren Erhöhung des Anteils der E-Mobilität auch finanzielle Anreize für ein klimaverträglicheres Verkehrsverhalten nötig. „Österreich hat zu hohe Steuern auf Arbeit und zu niedrige auf CO2 und Umweltverschmutzung. Das, was es zu vermeiden gilt, nämlich CO2, ist höher zu bepreisen und das, was wir wollen, nämlich Arbeitsplätze, ist niedriger zu besteuern. Gerade jetzt, in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, ist das Vorziehen der ökosozialen Steuerreform besonders wichtig“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Deutschland hat mit Jahresbeginn einen ersten Schritt gesetzt mit einem Preis von 25 Euro pro Tonne CO2.

Kontraproduktiv für die raschere Umstellung der Pkw auf emissionsfreie Antriebe ist die steuerliche Begünstigung von Diesel. In der Schweiz wird Diesel steuerlich nicht begünstigt. Da Lkw fast ausschließlich mit Diesel fahren, hilft das der Schweiz auch beim Ziel, den Güterverkehr stärker auf die Bahn zu verlagern. In der Schweiz sind zudem externe Kosten, wie Umwelt- und Gesundheitsschäden in der Lkw-Maut enthalten. Die Anzahl der alpenquerenden Lkw ist in der Schweiz zwischen 2010 und 2019 um 24 Prozent auf 810.000 gesunken, während über den Brenner im gleichen Zeitraum der Lkw-Verkehr um 33 Prozent zugenommen hat und im Jahr 2019 mit 2,47 Millionen bereits dreimal so viele Lkw über den Brenner fuhren wie über alle Schweizer Alpenübergänge zusammen. „Es ist höchste Zeit, dass der Güterverkehr einen stärkeren Beitrag als bisher zum Erreichen der Klimaziele beiträgt“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

VCÖ: CO2-Emissionen des Verkehrs im Vorjahr das erstemal seit dem Jahr 2014 gesunken (Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs in Österreich, exklusive innerösterreichischem Flugverkehr)

Klimaziel für 2030 (auf Basis EU-Beschluss minus 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990): 6,2 Millionen Tonnen

Klimaziel für 2020: 21,7 Millionen Tonnen

Jahr 2020 (auf Basis Treibstoffabsatz): rund 20 Millionen Tonnen

Jahr 2019: 24,1 Millionen Tonnen

Jahr 2018: 23,8 Millionen Tonnen

Jahr 2017: 23,7 Millionen Tonnen

Jahr 2016: 23,0 Millionen Tonnen

Jahr 2015: 22,1 Millionen Tonnen

Jahr 2014: 21,7 Millionen Tonnen

Jahr 2013: 22,3 Millionen Tonnen

Jahr 2012: 21,3 Millionen Tonnen

Jahr 2011: 21,3 Millionen Tonnen

Jahr 2010: 22,1 Millionen Tonnen

Jahr 2009: 21,3 Millionen Tonnen

Jahr 2008: 21,9 Millionen Tonnen

Jahr 2007: 23,3 Millionen Tonnen

Jahr 2006: 23,1 Millionen Tonnen

Jahr 2005: 24,6 Millionen Tonnen

Jahr 1990: 13,8 Millionen Tonnen

Quelle: Umweltbundesamt (1990 – 2019), VCÖ 2021

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